Ortsfamilienbuch
Zeven
Gutes
tu rein aus des Guten Liebe. Das überlief’re deinem
Blut, und wenn’s den Kindern nicht verbliebe, den Enkeln
kommt es doch zu gut. (Goethe)
ZEVEN
ist eine uralte Siedlung am Meede-Übergang und Knotenpunkt alter
Heer- und Handelswege. Sie bestand ursprünglich aus zwei
wahrscheinlich nur kleinen Orten:
KIVANAN
A und HORNE
Kivinan
a, später Sciuena, Cyuena, Scevena, Tzevena u. ä. wird
bereits im 10. Jahrhundert erwähnt. Jedoch haben zahlreiche
Bodenfunde im Gebiet der Stadt und Samtgemeinde Zeven sowie auch mehr
als 30 stein- und bronzezeitliche Hügelgräber deutlich
erkennen lassen, dass die Besiedlung weit zurück bis in die
Vorgeschichte reicht. Der Name kann mit dem altnordischen kifa=
streiten (mittelniederd. Kiven) zusammenhängen und Streit- oder
Haderaue bedeuten. Nach Urkunden von 971 und 986 erhält das
Kloster Heeslingen im 10. Jahrhundert den Zehnten in Kivinan a. G.
Meyer (Geschichte des Klosters Heeslingen-Zeven) und andere vermuten
zwar, dass Kivinan a anfänglich nur ein Wald war; die
Zehntabgabe weist jedoch auf einen Ort oder zumindest auf einen Hof
hin.
1141
wird durch Erzbischof Adalbero von Hamburg-Bremen auf Ansuchen des
Probstes Luidmund mit dem Einverständnis der Äbtissin
Hedwig das Kloster Heeslingen vom Marktort Heeslingen in den stillen
Waldort Scivena, damals auch Nova Heslenga=Neu Heeslingen genannt,
verlegt. Das Kloster wurde mit umfänglich aus Feldsteinen
errichteten Gebäuden, wovon nur noch ein Flügel erhalten
ist, ausgestattet. 1150 wird dort auch die noch vorhandene Kirche
erbaut. (1950 die 800-Jahrfeier)
1158
wird Zeven (Cyuena) in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I.
(Barbarossa) über den Besitz der Klöster des Erzstiftes
Hamburg-Bremen erwähnt.
1231
findet die feierliche Überführung der Gebeine des heiligen
Vitus (eines christlichen Märtyrers des 4. Jahrhunderts) von
Kloster Corvay nach Zeven statt. Zeven wird danach ein viel besuchter
Wallfahrtsort.
Das
Kloster erwirbt durch Schenkungen und Kauf umfänglichen
Grundbesitz und Einkünfte im Erzbistum Bremen, in den Bistümer
Verden und Minden, Braunschweig, Mecklenburg, Lüneburg und den
freien Städten Bremen und Lübeck. Die Nonnen des
Klosters entstammten heimischen Adels- und Bürgerfamilien: von
Osten, von Issendorf, von Otterstedt, von Honhorst, von Dincklage,
von Hodenberg, von Damme, Rüter, Spade, Papen, Hemeling,
Tönnies, Meibom, Grimmeke, Hesse und andere.
Im
Laufe der Jahrhunderte wurde das Kloster mehrmals durch Plünderungen
schwer heimgesucht, insbesondere 1499 durch die berüchtigte
„Schwarze Garde“, wobei auch der Ort größtenteils
zerstört wurde.
Auch
im Dreißigjährigen Krieg hatte Zeven schwer zu leiden,
blieb jedoch vor größeren Zerstörungen bewahrt. Am
Ende des Krieges hob die schwedische Regierung, die unser Land
übernahm, das Kloster auf und Königin Christine von
Schweden, die Zeven mit einem Besuch beehrte, belehnte den Grafen
Douglas mit dem neu gebildeten Klosteramt.
1648
zählte Zeven (außer den Klosterinsassen) 52 Familien (etwa
200 Einwohner). Davon waren 32 Zinsbauernfamilien des Klosters
gewesen. Überliefert sind folgende Namen: Johann Wolberg, Lorenz
Trochelmann, Hinrich Brütt, mein direkter Vorfahre, Jacob
Schlüsing, Jacob Wolberg, Melchior Peper, Jacob Postels, Johann
Peper, Klaus Postels, Johann Warnken, Jost von Horn, Klaus Jürgens,
Hinrich Bosselmann, Hans Brunkhorst, Johann Postels und Tipke
Wichern.
1689
wird Zeven Sitz einer Königl. Amtsverwaltung, der die Börden
Heeslingen-Zeven, 1728 Elsdorf, Selsingen und Sittensen und später
Gyhum, Rhade und Wilstedt unterstellt werden.
1699
besteht Zeven aus drei Vollhöfen, zwei Dreiviertelhöfen,
sechs Halbhöfen, einem Drittelhof, 12 Pflugkaten und 31
Brinksitzern, die alle der Königl. Kammer gehören.
1757,
nach der Schlacht bei Halstenbeck, bezieht der französische
General, Herzog von Richelieu, in Zeven Quartier. Am 26. Juli 1757
wird dort unter dem „Pingelbaum“ die bekannte „Konvention
zu Kloster Zeven“ abgeschlossen.
1810
stattet König Jerome von Westfalen (ein Bruder Napoleons I.) auf
einer Rundfahrt durch seinen Herrschaftsbereich, wozu auch unser Land
gehörte, auch Zeven einen Besuch ab. Im selben Jahr wird Zeven
durch eine Feuersbrunst schwer betroffen. 51 Wohn- und
Geschäftshäuser und 27 Scheunen werden zerstört.
1848
hat Zeven 159 Wohngebäude und 1150 Einwohner, 1871 dann 204
Wohngebäude und 1306 Einwohner.
Unvergessen
ist der Besuch des letzten Königs von Hannover, Georg V. in
Zeven (1865)
1929
wird Zeven zur Stadt erhoben
Die
Kirche St. Vitus in Zeven – wie erwähnt – erbaut
1150, ist eine aus Feldsteinen errichtete Kreuz-Kirche mit oben
rundem Turm und runder Apsis. Sie gehört zu den schönsten
romanischen Bauten Nordwestdeutschlands und birgt noch manchen Kunst-
und Altertumsgegenstand: eine Klinghesche Taufe aus Bronze mit
reicher Ornamentik von 1469 (gestiftet von Probst Lüder
Bramstede), ein vergoldetes Taufbecken von 1642, eine Taufschale von
1652, einen Kelch von 1652, einen Kronleuchter von 1660, eine
Hostiendose von 1678, ein Lesepult mit Kerbschnittverzierungen aus
dem 17. Jahrhundert, ferner ein St. Vitus-Bild, alte Grabplatten,
darunter eine von 1397, und anderes mehr.
Das
Königin-Christinen-Haus wurde wahrscheinlich in der Zeit von
1580 bis 1600 erbaut. Es ist ein Fachwerkbau mit vorkragendem
Geschoß. Der Name erinnert an den Besuch der Königin
Christine von Schweden in Zeven.
In
der Neuzeit hat sich Zeven dann zu einem wahren Kleinod einer Stadt
gemausert.
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